01 | Warum klimaschädliche Emissionen kompensieren? Freiwillige CO2-Kompensation durch Klimaschutzprojekte Publikationen als pdf:.
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Inhalt 4 Vorwort 6 ˜˚ | Warum klimaschädliche Emissionen kompensieren? ˜ Vom globalen bis zum persönlichen Klimaschutzgedanken ˚ Wie funktioniert die freiwillige Kompensation von Emissionen? ˛˛ Welche Projekte können Sie unterstützen? 16 ˜˛ | Clever kompensieren Œ was wirklich zählt ˝˛ Was macht Qualität aus? Warum Standards wichtig sind! ˝˙ Was ist bei Qualitätsstandards zu beachten? Die Kriterien im Einzelnen 32 ˜˝ | Kurz notiert: Steckbriefe zu den Qualitätsstandards 41 ˜˙ | Zusammenfassung: Wie treˆe ich eine gute Wahl? 42 Weitere Literatur 43 Impressum
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Vorwort Dieser Ratgeber fasst für Sie in kompakter Form die wichtigsten Aspekte zusammen, die bei der freiwilligen Kompensation zu beachten sind. Der Ratgeber hil˜ Ihnen außerdem zu verstehen, wie der freiwillige Ausgleich von Treibhaus gasemissionen in Klimaschutzprojekten funktioniert und erklärt die gängigsten Projekttypen und Fachbegri˚e. Klimaschutz als weltweit zentrale Aufgabe ist wichtig, um drohende Gefahren für Mensch und Natur zu reduzieren. Der Klima wandel ist eine unserer größten Heraus forderungen und schreitet uner -bittlich fort: Weltweit steigen die Treib- hausgasemissionen stetig an. Das Über- einkommen von Paris ist ein Meilenstein. Es besagt, dass die Erd erwärmung auf deutlich unter 2 Grad Celsius gegenüber vorindustriellen Werten gehalten werden muss. Sogar sollen Anstrengungen un -ternommen werden, um den Temperatur- anstieg auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Das können wir nur gemeinsam erreichen, auch wenn der Weg zu einer klimascho -nenden Gesellscha˜ noch weit ist. Im Durchschnitt gehen jährlich etwas mehr als elf Tonnen Treibhausgasemissionen auf das Konto einer deutschen Bundesbürgerin beziehungsweise eines deutschen Bundes- bürgers, verursacht durch Wohnen, Heizen, Reisen, Ernährung und viele wei -tere Aktivitäten des Alltags. Immer mehr Menschen ändern ihre Lebensweise, um einen Beitrag zum globalen Klima schutz zu leisten. Erst wenn sich Treibhausgase nicht mehr ver meiden und reduzieren lassen, kommt deren Ausgleich in Betracht. Dazu können Institu tionen und Privatper -sonen Emissionsminderungsgutschri˜en (meist auch als Zerti˜kate bezeichnet) zur freiwilligen Kompensation erwerben, mit denen Klimaschutzprojekte ˚nanziert werden. Die Prüfung des tatsächlichen Nutzens der Projekte wird von Qualitäts -standards voll zogen. Inzwischen gibt es verschiedenste Standards für freiwillige Kompensation. Für Begriffe, die mit einem Pfeil (˛) markiert sind, finden Sie im Ratgeber weiter führende Informationen oder interessante Links. Acht Steckbriefe zu gängigen Standards und eine praktische Zusammenfassung unter stützen Sie bei Ihrem freiwilligen Beitrag zum Klimaschutz. !ˆ
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Warum klimaschädliche Emissionen kompensieren? Mit Emissionen von Kohlensto˝dioxid (CO 2) und anderen Treibhausgasen (wie Methan und Lachgas) verändert der Mensch das Klima auf der Erde. Der Klimawandel manifestiert sich sowohl in langfristigen Klimaänderungen wie langsam steigen -den Durchschnittstemperaturen, als auch in einer veränderten Klimavariabilität, also stärkeren Klimaschwankungen und häu˚geren Extremwetterereignissen wie Stürme, Dürren oder Hitzesommer. Der Weltklimarat IPCC prognostiziert, dass ein zunehmender Klimawandel das Wirt -scha˜swachstum global verlangsamt, die Ernährungssicherheit gefährdet, soziale Ungleichheiten verschär˜ und damit die Gefahr von Kon˙ikten und verstärkter Migration hervorrufen kann. Um den Klimawandel beherrschbar zu halten, muss die globale Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad Celsius gegenüber vorindust -riellen Werten gehalten werden. Es sollen Anstrengungen unternommen werden, um den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Nur so scheinen die Risiken für Mensch und Umwelt tragbar. Das bedeutet: Der Anstieg der weltweiten Treibhausgas- emissionen muss gestoppt werden. Dies können wir nur erreichen, wenn alle einen Beitrag leisten. Es gibt viele Möglichkeiten, den indivi -duellen Treibhausgasausstoß so niedrig wie möglich zu halten, ohne dabei auf etwas zu verzichten. Schon kleine Ver -änderungen verbessern unsere Klima -bilanz: regionale Produkte einkaufen, ö˜er mal mit dem Fahrrad fahren oder auf Ökostrom umsteigen. Auch bei der Urlaubs planung lassen sich Treibhaus gase vermeiden und reduzieren. Wer dabei zum Beispiel auf eine Flugreise dennoch nicht verzichten kann oder möchte, sollte einen freiwilligen Beitrag leisten und die verur -sachten Emissionen ausgleichen. Vom globalen bis zum persönlichen Klimaschutzgedanken Klimaschutz global: Den e˝ektivsten Schutz für unser Klima stellt die Vermei -dung von Treibhausgasemissionen dar. Ziel der internationalen Klimaschutz -politik ist es, die globale Erwärmung zu begrenzen. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen alle Staaten Treibhausgasemissio -nen in bedeutendem Umfang vermindern und bis 2050 um die Häl˜e reduzieren. Die deutsche Bundesregierung hat es sich zum Ziel gesetzt, die nationalen Emissionen bis 2050 um 80Œ95ˆProzent gegenüber 1990 zu senken. Klimaschutz lokal: Auch auf der lokalen Ebene gibt es viele unterschiedliche Ansätze zum Klimaschutz. ˜
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Der CO ˜-Fußabdruck pro Person im Vergleich *1 Flugreise in die Karibik(Berlin Œ Grenada, Hin- und Rückflug) 1 Jahr Auto fahren(täglich 15 km, bei Verbrauch von 8 Litern) 1 Jahr Kühlschrank nutzenJahresemissionenin DeutschlandJahresemissionen im weltweitenDurchschnittJahresemissionen in Indien AngestrebterCO2-Ausstoßim Jahr 2050in Deutschland ZIEL Was bedeutet CO 2-Äquivalent? Neben Kohlensto˚dioxid (CO 2) sind weitere Gase für den Treibhaus -gase˚ekt verantwortlich, vor allem Methan (CH 4) und Lachgas (N 2O). Sie besitzen ein deutlich schädlicheres Treibhausgaspotential als CO2. Die gleiche Menge wirkt viel stärker. Um die Wirksamkeiten der Treibhausgase miteinander zu vergleichen, wird auf CO 2 umgerechnet Œ es wird dann von CO 2- Äquivalenten (Äq = äquivalent = gleichwertig) gesprochen. Bei einer Flugreise in die Karibik (Hin- und Rückflug) zum Beispiel fallen für Sie rund fünf Tonnen CO 2-Äq an Œ etwa so viel, wie der durchschnitt liche Mensch in einem Jahr verursacht. Quelle: Umweltbundesamt, UBA -CO2-Rechner, adelphi, Global Carbon Atlas, Weltbank * Bezugsjahr 2017 ˘
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Wie funktioniert die freiwillige Kompensation von Emissionen? Das Prinzip der Kompensation beruht auf dem Gedanken, dass es für das Klima nicht entscheidend ist, an welcher Stelle Treibhausgase ausgestoßen oder vermie -den werden. Daher lassen sich an einer Stelle verursachte Emissionen auch an einer weit entfernten Stelle einsparen. Da die eigene Emissionsvermeidung einem späteren Ausgleich stets vorzuziehen ist, sollte die freiwillige Kompensation der letzte Schritt nach vermeiden und reduzieren sein. Zur freiwilligen Kompen -sation wird zunächst die Höhe der klima -wirksamen Emissionen einer bestimm -ten Aktivität berechnet. Jede denkbare Aktivität, bei der Emissionen freigesetzt werden, kommt in Betracht: Flugreisen, Bahn – oder Autofahrten, der Gas -, Strom – oder Heizenergieverbrauch zu Hause, die Herstellung von Printprodukten oder auch die Durchführung von Events. Die Kompensation erfolgt dann über Emissionszerti˚kate, mit denen dieselbe Emissionsmenge in Klimaschutzprojekten ausgeglichen wird. Wichtig ist es, dass es ohne den Mechanismus der Kompensation das Klimaschutzprojekt nicht gegeben hätte. Mit dem Zerti˚katskauf werden beispielsweise Projekte zur Förderung erneuerbarer Energien oder zur Au˝ors -tung von Wäldern ˚nanziert. Viele dieser Projekte sind in Schwellen – und Entwick -lungsländern angesiedelt. Voraussetzung ist stets, dass das jeweilige Projekt ohne die Zerti˚katserlöse nicht hätte durchge -führt werden können ( ˘ Zusätzlichkeit ).˚
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Durch klimabewusstes Handeln kann der eigene Fußabdruck Œ in diesem Beispiel durchschnittlich 11,63 t CO 2-Äq in Deutschland Œ deutlich reduziert werden. Die verbliebenen unvermeidlichen Emissionen Œ in diesem Beispiel 4 t CO 2-Äq Œ können darüber hinaus durch freiwillige Kompensation neutralisiert werden. Dreiklang: Vermeiden Œ Reduzieren Œ Kompensieren Quelle: adelphi/sustainable Kritiker der freiwilligen Kompensation warnen mitunter, dass Käuferinnen und Käufer ihr Gewissen reinwaschen und mög -liche eigene Reduktionsbemühungen durch Kompensation ersetzen. Klimafreundliches Handeln sollte aber immer an vorders -ter Stelle stehen. Verbraucherinnen und Verbraucher sollten sich deswegen bewusst sein, dass CO 2-Kompensation nicht als Lizenz zu umweltschädlichem Handeln be -trachtet werden darf. Der erste Schritt sollte immer sein, den eigenen Fußabdruck so gut es geht zu minimieren, das heißt zum Beispiel weniger zu ˙iegen oder weniger Fleisch zu essen. CO 2-Kompensationen allein sind nicht ausreichend, um das globale Problem des Klimawandels zu lösen. FußabdruckEmissionenKOMPENSATIONPERSÖNLICHE EMISSIONSBILANZ KLIMABEWUSSTES HANDELN durch Vermeidung & Reduzierung
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Zu den häu˚gsten Projekttypen zählen Welche Projekte können Sie unterstützen? Erneuerbare Energien (36ˆ%) Energieeˇzienz (19ˆ%) Brennsto˝wechsel (2ˆ%) Energieprojekte vermiedene Entwaldung (4ˆ%), auch —REDDfi genannt (Reducing Emissions from Deforestation and Forest Degradation) Projekte zur Verringerung von Emissionen aus Entwaldung und Waldschädigung Wälder und Forstwirtscha˜ (17ˆ%) Landwirtscha˜ (17ˆ%) Moore (< 1ˆ%) Projekte zur Reduzierung oder zur Einbindung von CO 2Abfall und Deponiegas (2ˆ%) Transport (1ˆ%) Industrie (1ˆ%) Weitere Emissionsminderungsprojekte ˛˛
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