Benehmen Wert, aber nicht ganz so viel. Gutes Benehmen ist weniger wichtig. Unentschieden, keine Angabe. Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 10079.
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I N S T I T U T F ƒ R D E M O S K O P I E A L L E N S B A C H JACOBS Krınung Trendcheck “Manieren” Ergebnisse einer bevılkerungsrepr−sentativen Befragung im Herbst 2011 Nachdruck, Vervielf−ltigung oder Verıffentlichung dieser Daten, ganz oder teilweise, nur mit Quellenhinweis “Jacobs Krın ung”
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I N H A L T Seite VORBEMERKUNG ..2 Gutes Benehmen und Benimmregeln ..3 Verfall der Manieren? .10 Manieren im Spiegel der Generationen 18 M−nner und Frauen: Benimmregeln und Umgangsformen .34 N−he und Distanz: Duzen, Siezen und Wangeschen 47 ANHANG Untersuchungsdaten Repr−sentanznachweis Fragebogenauszug
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– 2 – VORBEMERKUNG Im allt−glichen Miteinander der Menschen spielen Umgangsformen, Manieren eine wic htige Rolle. Als mehr oder weniger explizite Regeln geben sie vor, was als sozial angemessene s Verhalten gilt und welche Handlungen die Missbilligung der Mitme n-schen auf sich ziehen. Aber Manieren wandeln sich im Laufe der Zeit und was als angemessene oder unangemessene Verhaltensweise gilt, kann in verschiedenen B e-vılkerungsgruppen variieren Ð et wa in verschiedenen Generationen oder sozialen Schic hten. Welchen Wert legt die Bevılkerung heute auf gutes Benehmen? Welche Benimmr e-geln sind heute wichtig, welche weniger wichtig? Welche Ver−nderungen sind hier fes tzustellen? Welche Unterschiede im Verst −ndnis von Manieren bestehen zwischen verschiedenen Bevılkerungsgruppen? Wie sieht es speziell mit Hıflichkeitsregeln aus, die den Umgang von M−nnern und Frauen miteinander regeln? Um di ese Fragen zu kl−ren, hat JACOBS Krınung das INSTITUT FƒR DEMOSKOPIE A LLENS-BACH mit einer bevılkerungsrepr−sentativen Studie b eauftragt. Befragt wurden im Rahmen einer bevılkerungsrepr−sentativen Mehrth emenumfrage insgesamt 1.802 Personen ab 16 Jahre. Die Interviews fanden zwischen dem 2. und 16. September 2011 statt und wur den mich -persınlich durc hgeft. Die wichtigsten Befunde der Untersuchung sind im vorliegenden Kommenta rband zusammengefasst. Er wird erg−nzt durch einen tabellarischen Basisb ericht, der die Antworten auf alle Fragen f die Befragten insgesamt sowie f verschiedene An a-lysegruppen ausweist. Die genauen Untersuchungsdaten, ein Repr−sentan znachweis sowie der verwendete Fragebogen sind im Anhang des vorliegenden Berichts dok u-mentiert. Allensbach am Bodensee, INSTITUT FƒR DEMOSKOPIE ALLE NSBACH im Oktober 2011
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– 3 – Gutes Benehmen und Benimmregeln Fast jedem ist korrektes und anständiges Verhalten anderen gegenüber wichtig. 40 Prozent der erwachsenen Bevölkerung legen auf Œ in diesem Sinne Œ gutes Beneh- men sogar ganz besonderen Wer t, weitere 53 Prozent legen darauf Wert, auch wenn sie die Wichtigkeit guten Benehmens nicht ga nz so betonen. Lediglich 5 Prozent ist das ausdrücklich ‘weniger wichtig’ (Schaubild 1). Schaubild 1 © IfD-AllensbachFast jeder legt Wert auf gutes Benehmen Es legen auf gutesBenehmen besonders großen Wert Es legen auf gutesBenehmen Wert, aber nicht ganz so vielGutes Benehmenist weniger wichtigUnentschieden,keine AngabeQuelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 10079 Basis: Bundesrepublik Deutschland, Bevölkerung ab 16 Jahre40 %5352
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– 4 – Die Bedeutung einzelner Benimmregeln ist da bei sehr unterschiedlich. In besonders hohen Anteilen brandmarkt die Bevölker ung die Missachtung von Regeln zumeist dann als schlechtes Benehmen, wenn damit unmittelbare nachteilige Folgen für an- dere verbunden sind. So werden versch iedene Formen von Unzuverlässigkeit von jeweils einer breiten Mehrheit verurteilt: Te rmine nicht abzusagen (88 Prozent), zu- gesagte Aufgaben nicht zu erledigen ( 79 Prozent), Unpünktlichkeit (77 Prozent) oder geliehenes Geld eine Weile nicht zurückz ugeben (70 Prozent). Ebenso stößt es auf breite Ablehnung, sich im Geschäft vorzudr ängeln (80 Prozent), im Bus nicht aufzu- stehen, wenn ein älterer Fahrgast keinen Pl atz findet (77 Prozent), Fotos von anderen ohne deren Einverständnis im In ternet weiterzugeben (71 Prozent), über eine rote Ampel zu gehen, wenn Kinder in der Nähe sind (66 Prozent), oder zu rauchen, ohne zu fragen, ob es jemanden stört (61 Prozen t). Auf sehr breite Ablehnung stößt aber auch die Verletzung grundlegender Kommuni kationsregeln. Andere nicht ausspre- chen zu lassen, ihnen ständig ins Wort zu fallen, ist für 87 Prozent nicht akzeptabel. Bemerkenswerterweise werden sehr häufig auch Verhaltensweisen als ‘schlechtes Benehmen’ verurteilt, die wohl vor a llem als unappetitlich empfunden werden: Das Reden mit vollem Mund (74 Prozent) so wie das ständige Kauen von Kaugummi während einer Unterhaltung (63 Prozent). Deutlich seltener wird dage gen die Missachtung konventi oneller Höflichkeitsregeln, die keine oder nur geringe “realen” Folgen nach sich zieht, als schlechtes Benehmen gewertet, beispielsweise wenn bei eine m gemeinsamen Abendessen der Mann die Frau bezahlen lässt (18 Prozent), wenn Fr eunden nicht persönlich, sondern nur per SMS oder über das Internet zu m Geburtstag gratuliert wird (26 Prozent), wenn ein Mann eine Frau nicht zuerst durch die Tür lässt (27 Prozent), wenn junge Leute älte- ren Menschen nicht zuerst “Guten Tag” sagen (31 Prozent), wenn Leute während eines Gesprächs die Sonnenbrille nicht ab setzen (32 Prozent) oder wenn man bei einer Einladung keine Aufmerksamkeit oder Blumen mitbringt (35 Prozent). Daneben wird auch ein unangemeldeter Besu ch (19 Prozent) oder wenn man in sozi- alen Netzwerken über Statusgrenzen hinweg z.B. Lehrer oder Vorgesetzte als Freun- de einlädt (17 Prozent) von vergleichs weise kleinen Teilen der Bevölkerung als ‘schlechtes Benehmen’ gesehen.
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– 5 – Auf den mittleren Plätzen dieser Benimmregel-Rangliste finden sich dagegen viele Verhaltensweisen, die mit Rücksichtnahme und Respekt zusammenhängen. So gilt es jeweils rund der Hälfte der Bevölkerung als schlechtes Benehmen, wenn Eltern ihre lauten Kinder im Restaurant nicht zur Ruhe ermahnen, Leute in der U-Bahn oder auf der Straße sehr laute Musik hören (jeweils 50 Prozent) oder ihr Handy im Restaurant nicht ausschalten oder auf lautlos stellen ( 47 Prozent). Jeweils etwas kleinere Bevöl- kerungsanteile nennen hier die Unterha ltung mit einem Nachbarn im Kino, während der Film läuft (42 Prozent), den Genu ss von Zwiebeln oder Knoblauch, wenn man anschließend mit anderen zusa mmensitzt (39 Prozent), oder laute Handytelefonate in der Öffentlichkeit (37 Prozent). Daneben halten es 56 Prozent der Bevölke rung für schlechtes Benehmen, Bekannte auf der Straße zu ignorieren, so zu tun, als hätte man sie nicht bemerkt, 46 Prozent über andere zu lästern, 44 Prozent wenn si ch Autofahrer einen Vogel zeigen und 43 Prozent wenn man zu kaum Bekannten gleich “Du” sagt (Schaubild 2)
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– 7 – © IfD-AllensbachRegeln des sozialen Miteinanders:Was als schlechtes Benehmen gilt Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 10079 Basis: Bundesrepublik Deutschland, Bevölkerung ab 16 Jahre/.Es ist schlechtes Benehmen, wenn Œkleine Kinder in einem Restaurant laut sind, ohne dassEltern ihre Kinder mahnen Leute in der U-Bahn oder auf der Straße sehr laute Musikhörenman das Handy im Restaurant nicht ausschaltet oder auflautlos stelltman über andere lästertsich Autofahrer einen Vogel zeigen man zu kaum Bekannten gleich fiDufl sagtman sich im Kino während eines Films mit dem Nachbarn unterhält man Zwiebeln oder Knoblauch isst, auch wenn man da-nach mit anderen z.B. im Auto oder einer Besprechung sitztman laut in der Öffentlichkeit mit dem Handy telefoniertman nicht auf Nachrichten reagiert, die man von anderen be-kommen hat, z.B. per SMS, E-Mail oder auf dem Anrufbeantworterjemand ohne wichtigen Grund spätabends noch anruftLeute irgendwo eingeladen sind und keine Blumen, nichteinmal eine kleine Aufmerksamkeit mitbringenLeute während eines Gesprächs die Sonnenbrille nichtabnehmenjunge Leute älteren Menschen nicht zuerst fiGuten Tagfl sagenein Mann eine Frau nicht zuerst durch die Tür lässt gute Freunde zum Geburtstag nicht persönlich gratulieren, sondern lediglich eine Nachricht per SMS oder über das Internet schicken jemand im Auto bei offenem Fenster sehr laut Musik hörtman jemanden besucht, ohne sich vorher anzumelden der Mann bei einem gemeinsamen Abendessen die Fraubezahlen lässtman in sozialen Netzwerken wie Facebook Vorgesetzte, Lehrer usw. als Freunde einlädt5050 47 46 44 43 42 39 37 36 35 35 32 31 27 26 24 19 18 17 %
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– 8 – Vergleichsweise unstrittig ist in der Be völkerung die Relevanz von Benimmregeln, die mit Zuverlässigkeit und Fairness zusammenhängen. Personen, die auf gutes Be- nehmen besonders großen Wert legen und solc he, die darauf nicht ganz so großen Wert legen bzw. denen das weniger wichtig ist, brandmarken Verstöße gegen solche Regeln in ähnlichen Anteilen als ‘schlechtes Benehmen’, so z.B. Termine nicht abzu- sagen, sich im Geschäft vorzudrängeln, je manden anzurempeln, ohne sich dafür zu entschuldigen, Fotos von anderen ohne Ei nverständnis im Internet weitergeben, ge- liehene Bücher nicht sorgfältig behandeln, sich im Kino mit einem Nachbarn zu un- terhalten oder auf Nachrichten, z.B. per SMS oder auf dem Anrufbeantworter, nicht zu reagieren (Schaubild 3). Schaubild 3 © IfD-AllensbachWenig umstritten: Regeln der Zuverlässigkeit und Fairness Es ist schlechtes Benehmen, wenn Œman Termine nicht absagt, nicht Bescheid gibt, dass man nicht kannsich Leute in einem Geschäft vordrängeln, um als Erste bedient zu werden Leute im Gewühl jemanden anrempeln und sich nichtdafür entschuldigenman Bücher, die man geliehen hat, nicht sorgfältig genug behandeltman nicht auf Nachrichten reagiert, die man vonanderen bekommen hat, z.B. per SMS, E-Mail oder auf dem Anrufbeantworterman sich im Kino während eines Films mit dem Nach-barn unterhält man Fotos von anderen ins Internet stellt oder weiter- gibt, ohne dass diese einverstanden sindPersonen, die auf gutesBenehmen besonders großen Wert legen Personen, die daraufnicht so großen Wert legen bzw. denen das weniger wichtig istQuelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 10079 Basis: Bundesrepublik Deutschland, Bevölkerung ab 16 Jahre9182 70 68 64 45 398678 64 73 57 40 34%
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– 9 – Stärker umstritten sind demgegenüber konven tionelle Höflichkeitsregeln sowie Be- nimmregeln, die nur Teilgruppen der Bevölkerung adressieren. So gehen die Auffas- sungen zu gutem (bzw. schlechtem) Benehmen besonders stark auseinander, wenn es darum geht, ob junge Leute im Bus aufstehe n müssen, wenn Ältere keinen Platz fin- den, ob Leute, die rauchen wollen, vorhe r fragen müssen, ob es jemanden stört, ob Eltern im Restaurant ihre lauten Ki nder zur Ruhe mahnen müssen, ob man kaum Bekannte gleich duzen darf, ob man zu Ei nladungen eine kleine Aufmerksamkeit mitbringen muss, ob junge Leute zu Älteren zuerst “Guten Tag” sagen müssen und ob ein Mann eine Frau zuerst durch die Tür lassen muss (Schaubild 4). Schaubild 4 © IfD-AllensbachÜberdurchschnittlich stark umstritten: Höflichkeitsregeln und Benimmregeln, die sich auf bestimmte Teilgruppen beziehen Es ist schlechtes Benehmen, wenn Œjunge Leute im Bus nicht aufstehen, wenn ein ältererFahrgast keinen Platz findetLeute rauchen ohne vorher zu fragen, ob es jemanden störtkleine Kinder in einem Restaurant laut sind, ohne dassdie Eltern ihre Kinder mahnen junge Leute älteren Menschen nicht zuerst fiGuten Tagfl sagenein Mann eine Frau nicht zuerst durch die Tür lässt Leute irgendwo eingeladen sind und keine Blumen,nicht einmal eine kleine Aufmerksamkeit mitbringenman zu kaum Bekannten gleich fiDufl sagtPersonen, die auf gutesBenehmen besonders großen Wert legen Personen, die daraufnicht so großen Wert legen bzw. denen das weniger wichtig istQuelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 10079 Basis: Bundesrepublik Deutschland, Bevölkerung ab 16 Jahre8872 60 54 46 43 366955 43 36 27 23 20%
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– 10 – Verfall der Manieren? Eine deutliche Mehrheit de r Bevölkerung ist der Überze ugung, dass es heute deutlich weniger Verhaltensregeln für den Umgang miteinander gibt als früher (61 Prozent), lediglich 23 Prozent sehen das ausdrücklic h nicht so. Eine solche Entwicklung könn- te grundsätzlich sowohl positiv gesehen werden Œ als Freiheitsgewinn Œ als auch ne- gativ, als Verlust von Verhaltenssicherheit. Tatsächlich wird der (vermeintliche) Rückgang an verbindlichen Umgangsformen von der Bevölkerung ganz überwiegend als Verlust wahrgenommen. Unter den 61 Pr ozent, die im Vergleich zu früher einen Rückgang an Benimmregeln sehen, beurteile n 41 Prozent dies negativ, nur 10 Pro- zent positiv. Ebenso viele sind in dieser Frage unentschieden (Schaubild 5). Schaubild 5 © IfD-AllensbachQuelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 10079 Basis: Bundesrepublik Deutschland, Bevölkerung ab 16 JahreEs gibt heute deutlichweniger Verhaltensregeln für den Umgang miteinander als früherDas ist nicht der FallUnentschieden,keine AngabeUnentschieden,keine AngabeUnd das seheneher ŒpositivnegativAus Sicht der Bevölkerung heute deutlich wenigerBenimmregeln als früher Œ und das wird überwiegend als schlecht empfunden61 %2316104110
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